„Kein Zutritt für den Terror“ hieß es auf dem Frontbanner einer der rechtsextremen Demonstrationen im August 2018 in Chemnitz, die in Hetzjagden auf Personen, die als ‚Ausländer‘ gelesen wurden, mündete. Parolen wie diese konstruieren ‚Terrorismus‘ als ein vermeintlich von außen nach Deutschland kommendes Problem und werden nicht nur von Rechtsextremen, sondern bis weit in die Mitte der Gesellschaft bedient. Geflüchtete, insbesondere aus Syrien, werden durch diese diskursive Figur zu potenziellen Terrorist*innen gemacht. Tatsächlich kamen in Deutschland aber seit dem zweiten Weltkrieg die meisten Menschen bei rechtsextrem motivierten Anschlägen zu Tode (vgl. Hegemann / Kahl 2018: 1).
Hinter der diskursiven Strategie ‚Terrorismus‘ als ‚eingewandertes Problem‘ für rechtspopulistische Ziele zu instrumentalisieren, verschwindet zudem die Thematik, dass terroristische Anschläge zu einer der Hauptfluchtursachen gehören. In ihren Radiobeiträgen war es den jugendlichen Teilnehmenden besonders wichtig, hier korrektiv in den Diskurs einzugreifen. Sehr persönlich erzählen sie in den Beiträgen von ihren Erfahrungen in Syrien oder Afghanistan und wie sie zur Entscheidung kamen, ihr Land zu verlassen (vgl. Beitrag 18; 20). Damit rücken sie auch die Tatsache in den Fokus, dass so genannter islamistisch begründeter Terrorismus die meisten Opfer in muslimisch geprägten Ländern und unter Muslimen fordert (vgl. Beitrag Z; Global Terrorism Database Background Report 2017; gesichtet 13.06.2019.) Die im Diskurs über Terrorismus heute immer präsente Behauptung, dass es sich bei islamistisch begründetem Terrorismus um einen Konflikt zwischen ‚arabisch-muslimischer Welt‘ und ‚dem Westen‘ handle, kann damit leicht widerlegt werden.
Mit ihren Fluchtgeschichten aus Eritrea und Afghanistan weisen Nati und Hamid zudem auf eine wichtige Tatsache hin: Auch Staaten können die gezielte Verbreitung von Schrecken als Strategie nutzen. Während nicht-staatliche Akteure durch Terrorismus meistens eine politische Veränderung erreichen wollen, zielt Staatsterror auf den Machterhalt (vgl. Hegemann / Kahl 2018: 19; Pfahl-Traughber 2016: 10f.). Trotz dieser definitorischen Unterscheidung zeigen die Erzählungen der Jugendlichen, wie sich die Erfahrungen mit Terrorismus und Staatsterror gleichen: Beide erzeugen Gewalt, Bedrohung und Angst.