Die Geschichte(n) einer Bombe – Ein storybasierter Actionbound

Im Sinne des Gamification-Ansatzes setzen wir Spiele oftmals als Einstieg ins Thema und als lebensweltnaher Türöffner ein. Die App Actionbound bietet dabei einen niedrigschwelligen und durch den Einsatz des Smartphones an Jugendkultur anknüpfenden Zugang. Als Beispiel für unsere storybasierten Actionbounds wird im Folgenden „Die Geschichte(n) einer Bombe“ vorgestellt. Die Methode lässt sich nicht so übertragen, aber sie kann zur Inspiration für neue Spiele genutzt werden. Darüber hinaus stehen wir im Rahmen unserer Werkstatt für innovative Methoden gerne als Kooperationspartner*in bereit, um Spiele dieser Art für andere Themen und Kontexte zu entwickeln.

Story

In Neu-Anspach steht ein Bombenanschlag kurz bevor und nur die Spieler*innen können die Katastrophe noch verhindern. Via Video-Botschaft senden die Agent*innen Carter und Blue die Spieler*innen auf Mission: Die Bombe finden und entschärfen!

Was die Spieler*innen nicht wissen: Während sie anhand von Rätseln auf ihrem Weg quer durch die Stadt Hinweise auf den Ort des bevorstehenden Anschlages und auf den bzw. die Täter*innen finden, verfolgen sie vier unterschiedliche Geschichten. Ist es die Tat des frustrierten arbeitslosen Industrieschlossers Helmut Schuhmacher, der aufgrund einer Firmenschließung entlassen wurde und nun auf Twitter Rache schwört? Oder steckt hinter der Bombe eine Gruppe, die hier einen Server vom Verfassungsschutz vermutet, den sie zerstören will? Oder war es doch Monika Klein, die unscheinbare Versicherungsmitarbeiterin, die sich aufgrund von Spenden an Hilfsorganisationen verschuldet hat und nun mit der Bombe von einem gleichzeitig geplanten Banküberfall ablenken will? Es könnten aber auch Chemtrail-Gegner*innen sein, die glauben, dass in Neu-Anspach Chemikalien gelagert werden, die an den Frankfurter Flughafen geliefert werden sollen. Diese wollen sie mit der Bombe unschädlich machen.

Und wer auch immer es war: Ist das Terrorismus?

Sicherheitshinweis!

Aufgrund des Risikos von retraumatisierenden Triggern, haben wir darauf verzichtet, dass bei einem Scheitern der Mission, etwa durch ein Geräusch, eine Detonation simuliert wird. Überlegungen dieser Art müssen der Entwicklung von Spielen, auch unter Berücksichtigung der Zielgruppe, immer vorausgehen.

Pädagogische Ziele

  • Spielerischer Einstieg ins Thema ‚Diskurs über Terrorismus‘: Über die 4 Stories ist es möglich mit den Teilnehmenden in eine Diskussion unterschiedlicher Formen von Gewalt aus den Feldern Terrorismus, Kriminalität, Amok etc. zu kommen.
  • Unterstützung einer kritisch-reflektiven Haltung: Die Geschichten sind so angelegt, dass die Teilnehmenden sich spätestens in der Auswertung mit den Positionen der Personen auseinandersetzen und ihre Haltung dazu (selbst-)kritisch überprüfen können.
  • Spiel als Türöffner: Die Wirkung eines Spieles im Seminarkontext ist nie zu unterschätzen. Im besten Fall gewinnt man durch den Spielspaß das volle commitment der Teilnehmenden. Zudem ist ein kollaboratives Spiel gut für den Gruppenbildungsprozess.

Umsetzung

Umgesetzt wurde das Spiel mit je einem Bound Pro Geschichte. Auch wenn in Gruppen gespielt wird, lässt sich die Bombe nur kollaborativ und in Zusammenarbeit aller Gruppen entschärfen.

Die einzelnen Bounds führen die Spielerinnen einen bestimmten Weg auf dem sie einerseits durch das Lösen von Rätseln Teile eines Codes zum Entschärfen der Bombe finden und gleichzeitig Artefakte einsammeln, die ihnen Hinweise auf die vermeintlichen Bombenlegerinnen geben. Diese Artefakte wurden einerseits in der App kommuniziert – etwa, wenn es um Videobotschaften, Audiomitschnitte oder Twitternachrichten ging – andererseits gab es aber auch Flyer, Artikel, Briefe sowie Werkzeuge und andere nützliche Utensilien zum Entschärfen der Bombe im Ort zu entdecken.

Jede Gruppe muss etwas von den zuvor gesammelten Informationen und Gegenständen beitragen. Außerdem sind ruhige Hände und klare Köpfe gefragt, um an der Bombe technische Basteleien durchzuführen. Das alles muss auch noch in der ganzen Gruppe abgesprochen werden und zwar schnell! Nur wenn alle ruhig bleiben und zusammenarbeiten, können sie die Bombe entschärfen!

Vom Spiel zur Reflexion

Zur Reflexion werden die 4 Gruppen gebeten folgende Fragen zu bearbeiten: Wer war der / die Täter*in und welches Motiv gab es? Dazu sollen sie sich alle Materialien, die sie gefunden haben genau durchlesen. Anschließend kommen die Teilnehmenden in einer Fishbowl-Diskussion zusammen, wobei je ein*e Vertreter*in jeder Gruppe in der Mitte eines großen Sitzkreises Platz nimmt. Ein*e Teamer*in moderiert die Diskussion und fragt nun zunächst die Vertreter*innen der Gruppen wer ihrer Meinung nach die Täter*innen waren und ob es sich bei den Taten um Terrorismus handelt.

Die daran anschließende Diskussion erbrachte in allen Fällen das Ergebnis, dass wichtige Merkmale von Terrorismus genannt wurden. Auch wurde deutlich, dass die Definition von einer Tat als ‚terroristisch‘ von der Perspektive der Betrachter*innen abhängt.

Mit freundlicher Unterstützung von …

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